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Ein Abend mit Verkehrsexperten Richard Mergner

11. September, 2009 · 2 Kommentare

Richard Mergner, Verkehrsexperte und Landesbeauftragter des BN befasste sich in einem Vortrag im Gasthaus „Wilder Mann“ am 08. September 2009 mit Verkehr und im Besonderen mit der B 25 im Raum Dinkelsbühl.
Bevor Herr Mergner sein Augenmerk auf die anstehende Entscheidung und die momentane Diskussion dazu richtete, zeigte er auf, worin die Probleme beim Verkehr liegen und wie diese vermindert werden könnten.
Unter anderem hielt Mergner es für bedauerlich, dass in Bayern die Verkehrspolitik lediglich ein Ressort im Bereich des Wirtschaftsministeriums darstellt und nicht wie in anderen Bundesländern dafür extra Abteilungen existieren. In Bayern ist unter Wirtschaftsminister Martin Zeil die Straßenbaubehörde mit dem Verkehr betraut. Wie der Name schon sagt, will man hier Straßen bauen. Ob und wie sinnvoll die einzelnen Maßnahmen sind, ist in diesem Hause zweitrangig, vor allem unter der Berücksichtigung, dass als Unterhaus des Wirtschaftministeriums vor allem wirtschaftliche Aspekte die Planungen beeinflussen, statt der Schutz der Bürger.
Gerade im Bereich des Wirtschaftsverkehrs liegen die größten Möglichkeiten.
Viele Firmen agieren europaweit, produzieren beispielsweise in Italien, die Rohstoffe dazu aus kommen aus Skandinavien und Kanada, die fertige Ware wird nach Deutschland transportiert, um sie von dort aus in ganz Europa zu verteilen. Transportkosten stellen hier kein Problem dar und das ist der große Fehler am System, denn die Kosten des Transportes und damit des Verkehrs enden nicht mit den einkalkulierten Dieselkosten. Vielmehr fallen weitere Kosten durch Schäden an Natur, Klima, Gebäuden, Straßen, Gesundheit und Heimat ins Gewicht, die der Steuerzahler indirekt bezahlen muss und nicht vom Verursacher getragen werden.
Allein die Kosten durch Straßenneubau betragen in Deutschland jedes Jahr über 1000 Millionen €. Riesige Schuldenberge sind die Folge, deren Abzahlung uns noch lange beschäftigen wird. Darüber hinaus wird der Erhalt der bestehenden Straßen weitere Gelder verschlingen, die schon jetzt oft nicht mehr sichergestellt werden können.
Trotz dieser Erkenntnisse findet in Deutschland ein Umdenken nicht statt. So stieg der Anteil an Neubauten im Straßenbereich immer weiter an. Im Gegenzug sank die Strecke an Gleisen der Bahn um gut ein Drittel.
Neue Straßen bringen also immer mehr Verkehr. Ein Problem, das mittlerweile auch in den USA erkannt wird. Dort setzte man lange Zeit auf Ausbau. Immer neue Fahrbahnen wurden den alten angefügt und Straßen mit 4 bis 6 Streifen entstanden, die kurze Zeit darauf wieder überfüllt waren. Heutzutage setzt man auf öffentliche Verkehrsmittel, weshalb gerade Straßenbahnen aus Deutschland immer mehr gefragt sind.
Durch steigenden Verkehr steigen auch die Belastungen, weshalb oftmals Umgehungsstraßen als letzter Ausweg dienen sollen. Die erhofften Erleichterungen sind aber ein Trugschluss, denn meist bedingen Umgehungen durch ihre exponierte Lage und den weitaus schnelleren Verkehr einen Lärmteppich, der sich über die gesamte Ortschaft ausbreitet. Doch nicht nur Roll- und Motorengeräusche bedeuten mehr Belastung, auch Abgase, Flächenverbrauch und Zerstörung von Heimat und Landschaft beeinträchtigen die Bürger nachteilig.
Zwar beruft man sich seitens der Bauämter auf die einzuhaltenden Lärmschutzwerte, doch auch diese schützen nicht vor Gesundheitsschäden und stellen lediglich einen Kompromiss dar, um Straßenbau noch bezahlbar zu machen.
Die Hoffnungen der Menschen werden nicht erfüllt und die Belastungen werden größer als vorher, was sich meist leider erst nach Bau herausstellt.
Genau diese Befürchtung sah Mergner bei der Osttrasse in Dinkelsbühl und baute somit die Brücke zum aktuellen Ortsthema.
Dem Staatlichen Bauamt bestätigte Mergner, dass es sich ausschließlich den Belangen der Verkehrslobby widme. Gewollt ist hier eine schnelle Straße, die noch mehr Verkehr abwickeln kann. Die Probleme der Bürgerschaft sind zweitrangig. Der Frage, wie Lärm reduziert werden kann und somit der Bevölkerung geholfen wird, ist das Bauamt nicht nachgegangen.
Der Bürgerinitiative Pro-Dinkelsbühl warf er vor, durch den angestrebten Bürgerentscheid unnötigen Druck aufgebaut zu haben und somit Zeit zur richtigen Planung entzogen hat. Durch das am 27. September abzugebende Votum wird die Mitentwicklungsmöglichkeit der Bürgerschaft beendet. Ab diesem Moment hat das Staatliche Bauamt die Möglichkeit seine Planung so zu entwickeln, wie es will. Deshalb könne er nur für die Konsenslösung plädieren, da diese alle Möglichkeiten offen hält.
Den Wahlkampf betrachtete der Außenstehende Experte sehr skeptisch. So war er erstaunt über Aussagen von Pro-Dinkelsbühl, die sich immer auf steigenden Verkehr stützen, was aus seiner fachlichen Sicht falsch ist. Selbst bei den niedrigen Ölpreisen ist der Verkehr in den letzten Jahren schon gesunken. Bei einem abzusehenden erneuten Anstieg des Ölpreises werden sich auch die Verkehrszahlen weiter nach unten bewegen. Weiterhin zeigte sich Mergner entsetzt darüber, wie von Pro-Dinkelsbühl argumentiert wird. Auf verteilten Flyern werden kurzerhand große Bereiche entlang der Osttrasse weggelassen, die diese in einem völlig falschen Licht erscheinen lassen. Die Aussage, es gäbe nur die Optionen Osttrasse oder Nichts grenzte für Mergner schon an Nötigung.

Nach diesen Ausführungen startete nun eine Diskussion, die durch die erste Wortmeldung des sichtlich erregten Oberbürgermeisters eine recht aggressive Atmosphäre erhielt. OB Dr. Hammer konnte erst nach 10-minütigem Monolog von der Diskussionsleiterin Karin Ritter zur Raison gebracht werden, indem sie den OB aufforderte, seine Frage zu stellen. Die dann präzise Frage: “Ist die bahnparallele Trasse möglich?“ beantwortete Mergner mit einem klaren „Ja. Ich habe schon viel gesehen und bin davon überzeugt, das geht, wenn man denn will.“
Schließlich konnten im Verlauf der Diskussion in ruhigerer Atmosphäre weitere Fragen der Besucher beantwortet werden.

Als abschließendes Fazit wiederholte Mergner seine Ansicht, der Bau einer bahnparallelen Variante sei möglich. Im Hinblick auf weitere Einflussnahme könne nur für die Konsenslösung gestimmt werden, um sich alle Möglichkeiten für die Bürger und eine gute Stadtentwicklung offen zu halten.

Stichwort: Informiert

2 Antworten bis jetzt ↓

  • 1 Na dann prost // Sep 11, 2009 at 14:21

    An diesem Abend waren sicher Einige sehr überrascht über die sehr lautstarke Rede von Dr. Hammer, der sich an diesen Abend massivst im Ton vergriffen hat!

    Etwas sauer aufstoßen werden sicherlich einigen Landwirten die Worte von Pro-Dinkelsbühl, bei der gestrigen Podiumsdiskussion, dass an der zukünftigen Ostumgehung sowieso “nur” saure Wiesen sind!
    Man muss sich schon sehr wundern über den Ton der Befürworter!

    Zählt denn langsam gar nichts mehr:
    Bürger sollen ihr sauer erspartes Heim wegen der Ostumgehung aufgeben oder sich mit Lärm und Abgasen zufrieden geben, Landwirte sollen ihren Broterwerb aufgeben, Campingplatzbewohner dürfen den Lkw-Lärm hören und die Abgase riechen (toller Urlaub – Erholung pur), Vereine dürfen ihre jahrelange gute Vereinsarbeit einstellen oder umziehen, ……………….

    ………. und das alles nur, um eine Rennstrecke für Lkws aus dem Ries zu bauen!

    Na, dann prost!!! :-(

  • 2 Anwohner // Sep 11, 2009 at 18:24

    Es bleibt bei der ganzen Sache ein grundsätzliches Problem – die fehlende Bereitschaft auf die Sorgen und Nöte der Ostumfahrungs-Gegner einzugehen und gemeinsam nach einer besseren Lösung zu suchen. Diese Trasse soll mit Gewalt durchgedrückt werden, um jeden Preis.

    Es muss jedem klar sein, dass der Einfluss auf die Gestaltung der Trasse äußerst gering sein würde. Der Staat würde unter Ausnutzung der maximalen Lärmwerte und unter Aufwendung der minimalsten Mittel bauen. Herr Arndt hat bei der Trassenführung selbst gesagt, dass die erlaubten Lärmwerte relativ hoch liegen, eine Absenkung den Bund jedoch Unsummen kosten würde. Die Lärmschutzmaßnahmen wären auf das vorgeschriebene Minimum begrenzt und es wird bei der heutigen Finanzlage des Bundes auch keine zusätzlichen Maßnahmen geben.

    Wir dürfen unsere Naherholungsgebiete nicht opfern, um die Rennstrecke für die LKWs auszubauen und damit noch mehr Verkehr anzuziehen. Wir dürfen auch die Altstadt und den Tourismus nicht weiter schwächen, indem wir den Zufallstouristen und die Camper vergraulen.

    Wir müssen gemeinsam dafür kämpfen, dass der Verkehr reduziert wird und die Strecke für den Mautausweichverkehr bereits ab Donauwörth dauerhaft gesperrt wird. Dann ist auch den anderen Gemeinden wie Harburg, Möttingen, Knittelsbach, Neustädtlein, Lehengütingen etc. wirklich geholfen. Und – die Romantische Straße wird wieder attraktiver für den Tourismus, der für Dinkelsbühl eine sehr bedeutende Einnahmequelle bedeutet.